Aus dem Verlag

nachgefragt bei Laura Naumann, der Autorin von »Haus aus Wind«

Laura Naumann hat einen Surfroman ohne Surferboys geschrieben. Und das Hörbuch selbst eingelesen. Im Gespräch verrät sie uns u.a., wie es für sie war, sich mit dem eigenen Text im Studio auseinanderzusetzen.

nachgefragt bei Laura Naumann, der Autorin von »Haus aus Wind«

Liebe Laura, dein Roman »Haus aus Wind« ist letztes Jahr erschienen, nun erscheint bei uns das Hörbuch als Autorinnenlesung. Wie war es für dich, dich nach einer Pause mit dem eigenen Text im Aufnahmestudio auseinanderzusetzen?

Ich war dann doch erstaunt, wie lange es dauert, ein GANZES BUCH einzulesen. Und es war echt interessant, weil die Protagonistin Johanna ja Sprecherin von Beruf ist und schon als Kind im Synchron angefangen hat – eine Erfahrung, die ich selbst nicht gemacht habe, aber nun war ich in der Rolle ihre Sprecherin zu sein und hatte oft das Gefühl, ihr dadurch noch näher zu kommen. 

In »Haus aus Wind« nimmt die Protagonistin Johanna, die aus Berlin kommt, an einem Surfkurs in Portugal teil. Dort unterhält sie sich viel mit der Surflehrerin Luz, in die sie sich allmählich verliebt. Warum hast du dich dafür entschieden, ihre zahlreichen Dialoge auf Englisch zu lassen?

Mich interessiert dieses internationale Englisch, das vielerorts gesprochen wird, wo Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Welt zusammenkommen und eine gemeinsame Sprache brauchen. Also war es sowohl eine stilistische Entscheidung, als auch eine inhaltliche: Ich wollte Johanna die Möglichkeit geben, sich von unterschiedlichen Seiten zu zeigen und sich selbst zu entdecken. Oft hilft die Distanz, die eine Fremdsprache bietet dabei, gleichzeitig bleibt aber auch etwas auf der Strecke – Dinge bleiben lost in translation. Das wollte ich verhandeln und das war nur so möglich. 

Schon am Anfang des Romans lernen wir Gerd kennen. Was für eine Rolle spielt der Plüschhamster für Johanna?

Gerd ist ihr treuer kleiner Gefährte, der sie schon seit ihrer Kindheit begleitet. Ich habe es beim Schreiben irgendwann nicht mehr ausgehalten, dass Johanna so schrecklich einsam war und habe ihn ihr zur Seite gestellt. Er setzt den fiesen und feindlichen inneren Stimmen, mit denen Johanna zu kämpfen hat, eine ihr zugewandte, zärtliche innere Stimme entgegen. Und holt sie auch manchmal mit Humor zurück, wenn sie zu sehr ins Desolate abdriftet.

Im Laufe des Romans erfahren wir die Vorgeschichten der Protagonistinnen. Die Trainerin Luz gibt zu, dass ihre Karriere als professionelle Surferin zu Ende war, nachdem ein Foto von ihr im Internet veröffentlicht wurde, auf dem sie eine Frau küsst. Damit sprichst du ein größeres Problem in der Surfindustrie an. Welcher Norm muss man entsprechen, um in der Industrie erfolgreich werden zu können?

Was haben wir vor Augen, wenn wir Surfergirl hören? Was sind die Bilder, die bei Google erscheinen? Da ist sie schon, die Norm. Zwar kommen Dinge langsam in Bewegung – das Buch spielt 2019, seitdem hat sich schon einiges verändert (dank mutiger Surfer*innen, die sich dafür einsetzen), es gibt inzwischen beispielsweise geschlechtergerechte Preisgelder, das gab es auch lange zeit nicht. Aber wie in allen Bereichen der Gesellschaft sind Sexismus und Rassismus eine Realität und Gleichberechtigung weiterhin etwas, um das gerungen wird und wo wir leider noch lange nicht am Ziel sind.

Du hast bereits zahlreiche Theaterstücke geschrieben, »Haus aus Wind« ist dein Debütroman. Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit an Texten fürs Theater von der an einem Roman?

Ich finde, sie unterscheiden sich sehr. Das Theater verlangt oft ein großes Level an Abstraktion, an Verdichtung. Im Roman kann man sich Zeit nehmen, sich auch mal den Details hingeben, der Sprache folgen – und gleichzeitig den Blick der Leser*innen gezielter lenken. Man kommt den Figuren näher. Im Theater ist man immer an die Bühnen-Totale gebunden. Ich arbeite sehr gern in verschiedenen Medien – auch im Hörspiel und Film – weil ich finde, nicht jeder Stoff ist gleich gut aufgehoben in derselben Form. »Haus aus Wind« hätte ich mir als Theaterstück nicht vorstellen können.

Danke, liebe Laura!

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