Aus dem Verlag

nachgefragt bei Thomas Sarbacher, dem Sprecher von »Der Zauberberg«

2025 feiern wir den 150. Geburtstag von Thomas Mann. Aus diesem Anlass erscheint bei uns der große Roman »Der Zauberberg« zum ersten Mal als ungekürztes Hörbuch, virtuos gelesen von Thomas Sarbacher – und wir haben dem Sprecher und Schauspieler ein paar Fragen gestellt.

nachgefragt bei Thomas Sarbacher, dem Sprecher von »Der Zauberberg«

Lieber Herr Sarbacher, »Der Zauberberg« gehört zu den großen Romanen der klassischen Moderne. Wie geht man als Sprecher an so einen wichtigen literarischen Stoff ran, erfordert er mehr Vorbereitung?

Ursprünglich habe ich die Aufnahme für die Schweizer Bibliothek für Blinde Seh- und Lesebehinderte vorgenommen, die Produktionsbedingungen sind dort etwas andere als für eine kommerzielle Hörbuchproduktion. So bin ich dort sowohl mein eigener Regisseur als auch mein eigener Toningenieur. Die Vorbereitung ist also immer sehr intensiv, unabhängig vom Stoff, ich verbringe vorher viel Zeit mit der Geschichte, suche nach dem richtigen​»Ton«, indem ich auch in der Vorbereitung den Text immer wieder laut lese. Der Vorteil bei einem Buch wie »Der Zauberberg« ist der, dass man sich auf die Sätze »verlassen« kann, wenn es mir nicht gelingt, mit einem Satz zurechtzukommen, liegt es an mir und nicht an dem Satz.

Die ungekürzte Lesung dauert knapp 40 Stunden. Was war das für eine Erfahrung, so viel Zeit mit einem Text im Studio zu verbringen?

Da ich im Studio alleine bin, ohne Regie und ohne Toningenieur, ist es über einen so langen Zeitraum schon eine große Herausforderung, zum einen die Konzentration hochzuhalten, weil mir ein Gegenüber fehlt, das zuhört, zum anderen kann ich gestalterische Entscheidungen nicht abgeben, muss mir beim Erzählen auch immer »zuhören«, um einschätzen zu können, ob das auch gut ist, was ich da mache. Das ist mitunter schon erschöpfend. Andererseits ist es auch toll, weil ich dabei immer sehr viel lerne!

Im Text gibt es Passagen auf Französisch. Haben sie für Sie eine besondere Herausforderung dargestellt?

Das war tatsächlich anstrengend, weil ich feststellen musste, dass meine »Artikulationsmuskulatur« für das Französische zu langsam und träge ist. Da war es schon eine Erleichterung, dass Hans Castorp, wie es in dem Text heißt, eher bedächtig spricht, zudem in einem fast somnambulen Zustand Madame Chauchat anschmachtet.

In der Vergangenheit hat auch Gert Westphal den Roman eingesprochen. Kennen Sie seine Lesung? Oder die von Sven Walser? Gibt es besondere Eigenschaften der jeweiligen Interpretationen?

Ich habe es mit Bedacht vermieden, mir andere Interpretationen anzuhören. Ich wollte meine eigenen Bilder bewahren, meinen eigenen Ton finden. Ich habe das Buch mit zwanzig das erste Mal gelesen und zwanzig Jahre später wieder, die Bilder und Vorstellungen sind also über Jahre gewachsen; bei den Aufnahmen habe ich aber auch wieder ganz neue Auffassungen entwickeln können, das hat sehr viel Spaß gemacht!

Warum ist es Ihrer Meinung nach heutzutage wichtig, sich mit den Texten Thomas Manns und insbesondere mit »Der Zauberberg« auseinanderzusetzen?

Erstmal, weil es großartige Literatur ist, eine tolle Sprache, der man sich bedenkenlos hingeben kann, eine opulente Geschichte und zugleich ein eindrucksvolles Tableau der gesellschaftlichen Verfasstheit, das leider gerade auf unangenehmste Art aktuell wird. Wenn man zudem bedenkt, dass Thomas Mann während der Arbeit an »Der Zauberberg« seine eigenen politischen Auffassungen überdacht und neu ausgerichtet hat, dann gewinnt dieser Text noch eine zusätzliche Dimension. In jedem Fall, das gilt auch für seine Erzählungen und die anderen Romane, ob besser oder schlechter geraten, ist die Auseinandersetzung damit im besten Sinne des Wortes bereichernd.

Vielen Dank für das Gespräch!

Gekürzt Autorisierte, d.h. von Autor:innen und / oder Verlagen freigegebene, bearbeitete Fassung.

Download - Streaming

Ungekürzt

29,95 € UVP

Verfügbar auf folgenden Download- und Streamingportalen
  • Apple Books
  • Bookbeat
  • Audible
  • Thalia
  • Hoebu

Die Lesung erscheint physisch als Teil der Thomas-Mann-Box, in der auch die folgenden Hörbucher enthalten sind: »Der Tod in Venedig«, gelesen von Gerd Wameling, »Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull« gelesen von Boris Aljinović und »Mario und der Zauberer«, gelesen von Peter Matić. Mit »Thomas Mann oder Hört das nie auf?« von C. Bernd Sucher enthält die Box auch eine Einführung in Leben und Werk von Thomas Mann, gelesen von Hans Peter Hallwachs, dem Autor und weiteren Interpreten.

Produkt
Demnächst

Thomas-Mann-Box

Demnächst

Gekürzt Autorisierte, d.h. von Autor:innen und / oder Verlagen freigegebene, bearbeitete Fassung.

MP3-CD

Ungekürzt

70,00 € UVP

Hier bestellen

  • Amazon
  • Genialokal
  • Hugendubel
  • Osiander
  • Thalia